URL zu dieser Seite: http://www.humboldtgesellschaft.de/inhalt.php?name=herzl


Theodor Herzl (* 2.5.1860 Budapest - +3.7.1904 Edlach in Östr.)
der Begründer des politischen Zionismus

21. Veranstaltung der HUMBOLDT-GESELLSCHAFT am 08.05.96 von Stefan Nehrkorn



Die Fernsehdokumentation "Herzls Traum" von Hannelore Schäfer aus dem Jahr 1995 über den jüdisch-österreichschen Schriftsteller und Politiker (EXTERN) Theodor Herzl macht uns nicht nur mit einigen Facetten seiner schillernden Persönlichkeit bekannt, sondern auch mit der Idee des politischen Zionismus'. "Zion" war ursprünglich nur eine Bezeichnung für einen Hügel Jerusalems und die auf ihm gelegene Burg. Später wurde "Zion" zum Synonym für die Jerusalemer Heiligtümer (Jesaja 10,12). "Zion" als "Zentrum des jüdischen Glaubens" wurde dann zur Bezeichnung für das "Heilige Land".

Israel, das Land der Verheißung, war und ist in den Träumen und Gebeten der Juden seit über 3000 Jahren gegenwärtig. Die Anfänge des Zionismus liegen im 19. Jh. und stehen - neben den Verheißungen der Bibel (z.B. Amos 9,15) - im Zusammenhang mit dem Aufkommen des Nationalismus' in Europa und des modernen Antisemitismus.

Ein Schlüsselerlebnis für Herzls politische Idee war die Dreyfusaffäre im Jahre 1895. Er wohnte der Degradierung des wegen Hochverrats verurteilten jüdischen Hauptmanns Alfred Dreyfus bei. Das ausschließlich von antisemitischen Einstellungen beeinflußte Kriegsgerichtsurteil war juristisch unhaltbar. Herzl zog daraus die Konsequenz und entwickelte eine Form des jüdischen Nationalismus - den politischen Zionismus:

"Wenn es Juden unmöglich gemacht wird, sich innerhalb anderer Nationen zu verwirklichen, so müssen sie die Errichtung eines eigenen Nationalstaats anstreben, um "Gleich unter Gleichen" zu sein".

Herzls damalige Veröffentlichungen (z.B. "Der Judenstaat" 1896, "Altneuland" 1902) sahen die Errichtung eines jüdischen Staates in Argentinien, Uruguay oder Palästina vor. Dies zeigt seine rein weltlichen, beinahe areligiösen Intentionen. Seiner Vorstellung nach sollte das Land ein "Protektorat des Deutschen Kaisers" - den Herzl glühend verehrte - sein. Es sollten modernste Städte europäischer Prägung entstehen, Deutsch sollte als Amtssprache eingeführt werden. Herzl war 1898 auf einer Reise durch Palästina "entsetzt" über die klimatischen und geographischen Gegebenheiten. Die damalige arabische Bevölkerung erwähnte er mit keinem Wort.

Herzl versuchte, für seine Überzeugungen jüdische Bankiers als Geldgeber zu gewinnen, doch seine Ideen wurden zu seinen Lebzeiten als "falsch" und "den Antisemiten in die Hände spielend" abgelehnt. Herzls Idee wurde von der Siedlerbewegung der 20er Jahre aufgenommen und schuf eine wichtige Voraussetzung für die Staatsgründung im Jahre 1948.

Der politische Zionismus hat bis heute nichts an Aktualität eingebüßt. Ein Beispiel aus der jüngsten Zeit: Bei einer Diskussion des israelischen Staatspräsidenten - anläßlich seines Besuchs in Deutschland - mit jungen Berliner Juden forderte er diese auf, nach Israel zu kommen, da dies die Heimat der Juden sei, und er nicht verstehen könne, daß junge Juden im Ausland leben. Dies ist nicht nur ein Zeichen für die Lebendigkeit des Zionismus, sondern läßt erahnen, was es für das Selbstverständnis eines Staats bedeutet, wenn über die Hälfte der "potentiellen Staatsbürger" im Ausland leben.

Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland Ignatz Bubis sagte zu diesem Thema: "Auch das Leben in der Diaspora bringt Wurzeln hervor".