Konfuzianismus
90. Sitzung der Humboldt-Gesellschaft am 29.07.1999 von Zhanao Yang (Gastvortrag)
"Konfuzianismus"
nach:
Konfuzius - Gespräche
Ralf Moritz, Herausgeber und Übersetzer
Reclam Stuttgart, 1998
Für Konfuzius ist das Rechte eine überlieferungstreue Gesellschaftsordnung. Er meint: wenn der entscheidende Machtantrieb in den wesentlichen Staatsangelegenheiten, nämlich Kultus, Musik und Krieg, den Händen der berufenen Könige (der Könige von Zhou) entgleitet und in die der Vasallenfürsten, dann in die der Adelsgeschlechter übergeht, kann die Macht (der Unberufenen) nicht lange währen. Konfuzius vertritt hier den Ausdruck einer konservativen Utopie der idealisierten feudalen Gesellschaftsordnung. Konfuzius zeichnet das Bild einer besseren, menschlicheren Welt. Dieser Entwurf einer besseren Welt war eine der bedeutendsten Formen, in denen die Menschen früherer Zeiten angesichts der Widrigkeiten und Bedrückungen des Lebens an eine ideale Welt dachten - eine Erscheinung, die sich wie ein Strom durch die bisherigen Jahrhunderte der gesellschaftlichen Entwicklung Chinas zieht, die Geschichte der großen Utopien. Konfuzius entwarf eine Moral, die für alle Gesellschaftsmitglieder in gleicher Weise gültig sein sollte. Seine Wirkung ist untrennbar mit der Umfunktionierung und dem Mißbrauch dieser Ideen verbunden.
Kong zi (551-479),
Qiu, genannt Zhongni, die Frühlings- und Herbstperiode, im Que li im Dorf Changping, in Zou Yi im Fürstenstaat Lu (südöstlich des heutigen Kreises Qu Fu in der Shandong Provinz). Vater Shu Liangge, Da Fu von Zou Yi. Nachfahren der königlichen Linie vom Fürstenstaat Song und Wie Ziqi, dem Halbbruder des letzten Yin-Herrschers Zhou Wang. Mutter Yan Zhengzai. Das Land Lu war das Lehnsland von Zhou Gong, deshalb war es das einzige Land, wo das kaiserliche Musik- und Opferritual ausgeübt werden durfte unter den Lehnsländern.
532 Konfuzius, in untergeordneten Stellungen tätig, Heirat.
528 Tod der Mutter, die Konfuzius nach Gebräuchen des Altertums beisetzt. 27 Monate von den
Ämtern zurückgezogen.
518 Entscheidende Reise nach Lo, der Hauptstadt des alten Zhou-Reiches. Als angesehener
Weiser kehrt Konfuzius zurück. Junge Leute schließen sich dem Meister an. Konfuzius lebt in Abgeschiedenheit ohne Ämter in seiner Heimat Lu. Die politischen Verhältnisse ermöglichen kein öffentliches Wirken. Sitten, Musik und alte Urkunden beschäftigen ihn. Zwei Jüngergenerationen. Konfuzius' Ruf breitet sich aus.
501 Konfuzius wird Stadtgouverneur von Dschung-du im Staate Lu.
501 ernannte der Herzog Ding Konfuzius zum Statthalter von Dschung-du. Er regelte die Nahrungsmengen für Alte und Junge, die Abgaben der einen und der anderen, die Maße, die Absonderung der Geschlechter auf den Straßen, die Bestattungsformen usw. Es wurde verboten, auf den Grabstätten Hügel aufzurichten oder Bäume anzupflanzen, in Anlehnung an die
Altvordern und zur Verwirklichung des Traumreichs der Vergangenheit. Auf der Straße verlorenen Gegenstände, heißt es, wurden von den Vorübergehenden nicht mehr mitgenommen. Nach Ablauf eines Jahres fragte der Herzog Konfuzius, ob die Regierungsart, mit der er in Dschung-du so viel Glück gehabt hatte, mit dem selben Erfolg auf das ganze Land angewandt werden könne. Da er bejahte, übertrug ihm der Herzog die Verwaltung der Öffentlichen Arbeiten, bald danach das Amt des Justizministers.
499 Als Begleiter des Fürsten von Lu, nunmehr als Minister, zur Fürstenversammlung nach Djia-gu. Durch seine Geistesgegenwart Anschlag verhindert. Konfuzius Minister der öffentlichen
Arbeiten in Lu.
498 Vermutlich Justizminister. Segensvolles Wirken. Konfuzius spielte die entscheidende Rolle am Hof von Lu. Um die Macht der vornehmen Familien zu erschüttern, schied er Lu aus dem Nordbund aus und nahm eine Haltung ein, die wir heute neutral nennen würden. Sein Plan, die drei Familien zu schwächen, ist leider mißlungen.
497 Durch Intrigen zu Fall gebracht, verläßt er den Staat Lu.
497-483 Unruhige Wanderzüge durch das Land, begleitet von seinen Schülern.
Er ist zuerst nach Wie gegangen, dem Nachbarstaat. Nach etwa einem Jahr fühlte er sich überwachtet und fürchtete einen Anschlag, so verließ er Wie. Der Schatten der Mißerfolge lastete auf seinem Leben. Im Laufe seiner Wanderfahrt hatten ihn die Feindseligkeit der Großen und die Mißachtung der Weisen verletzt.
483 Rückkehr in die Heimat. Er wurde sehr geehrt, führte aber ein Leben ohne Ämter in Lu. Redaktion und Ordnung der Urkunden des Altertums: Das Buch der Urkunden; Das Buch der Lieder; Das Buch der
Wandlungen.
Konfuzius entstammte den unteren Schichten der bisher herrschenden Klasse, der niederen Aristokratie, die in einer besonderen Weise vom gesellschaftlichen Wandel betroffen war. Die Auflösung der alten, patriarchalisch bestimmten Abhängigkeit in Verbindung mit dem Zerfall des Reichs und der Auflösung des Systems des bedingten Landbesitzes hingegen bedeutete für sie soziale Entwurzelung, die Auflösung ihrer bisherigen Existenzgrundlage. Gleichzeitig besaßen diese gesellschaftlichen Kräfte jedoch ein bestimmtes Maß an Bildung, das vor allem aus ihrer bisherigen Tätigkeit als Assistenten bei Kulthandlungen und Zeremonien herrührte.
Diese Bildung traf jetzt mit dem Bewußtsein sozialer Entwurzelung zusammen. So leuchtete es ein, daß in der Zeit, in der die alte Gesellschaft aus den Fugen geraten war, diese Kräfte zur Entwicklung und Propagierung von Gesellschaftsvorstellungen angeregt wurden, und Konfuzius war ihr Exponent. Wenn man darüber hinaus bedenkt, daß die Bildung, über welche sie verfügte, fast ausschließlich in der Kenntnis traditioneller Riten, Kulte und Zeremonien bestand, dann wird auch verständlich, daß sie Gesellschaftsvorstellungen unter Verwendung dieses Ideenmaterials ausbildeten.
Diese Schicht hatte ein ambivalentes Verhältnis zum gesellschaftlichen Wandel, welches aus der Zwiespältigkeit und Widersprüchlichkeit ihrer objektiven sozialen Position in der damaligen Gesellschaft resultierte. Als Teil der bislang herrschenden Klasse war sie an die alte gesellschaftliche Ordnung, ihre Abhängigkeitsverhältnisse und Werte, gebunden. Andererseits stimulierte die gesellschaftliche Umwälzung das Bestreben bestimmter Kräfte aus dieser Schicht, im Verlauf der gesellschaftlichen Umschichtung nach oben zu gelangen; Abwehr von
Existenzbedrohung sollte umschlagen in ein Mehr an gesellschaftlichem Einfluß. So artikulierte sich das Streben nach Veränderung im Zeichen des Bewahrens. Von dieser sozialen Position aus setzte sich Konfuzius mit den Widersprüchen und Entwicklungsprozessen seiner Zeit auseinander. In der objektiven Widersprüchlichkeit der sozialen Stellung der niederen Aristokratie im damaligen China liegt die Ursache für die inhaltliche Widersprüchlichkeit der Lehre Konfuzius, vor allem für ihre beiden grundlegenden Widersprüche, den Widerspruch zwischen Konservatismus und Innovation sowie den Widerspruch zwischen Hierarchie und
Gleichheit.
Um die Gesellschaft wieder zum rechten dao zu führen, sie also auf den rechten Weg zu bringen, sollten die alten Formen patriarchalischer Abhängigkeit wiederhergestellt werden, Als Bedingung dafür erschien Konfuzius zheng ming, die "Richtigstellung der Namen". Gemeint war, die alten Stufen hierarchisch gestaffelter Abhängigkeit in der Gesellschaft wieder zu etablieren.
"li" des Konfuzius stand grundsätzlich im Zeichen des Bewahrens; es bedeutete Kontinuität im gesellschaftlichen Leben. li einhalten hieß, keinen Bruch zwischen Vergangenheit und Gegenwart zuzulassen, nicht zu dulden, daß sich die Gegenwart wesentlich von der Vergangenheit unterscheidet. Konfuzius forderte die Orientierung der Gegenwart an der Vergangenheit; jeder Bruch mit der Vergangenheit führte für ihn zu "wu dao", zu Unordnung in Gesellschaft und Familie. Sie weisen auf den konservativen Grundzug in seiner Lehre hin. In Chinas Geschichte sollte es zum Inbegriff von Ordnung werden.
Indem Konfuzius dieses
Prinzip li betonte, wies er seine Lehre grundsätzlich als eine Ideologie im Dienste von Herrschaft aus. Die Verletzung dieses Prinzips bedeutete für ihn Auflehnung und Anmaßung, die unweigerlich zum Chaos führten, li setzte dem einzelnen und seinem Verhalten Grenzen; es stellte eine Schranke dar und bedeutete Normierung des Verhaltens, seine Formung und Beschränkung zugleich.
li bedeutet Disziplinierung des Individuums im Interesse von Herrschaft, bedeutete Selbstbeherrschung und Selbstbescheidung. So wurde durch li auch das Streben nach persönlichem Nutzen, besonders nach materiellem Gewinn diffamiert, was später zur moralischen Verklärung von Herrschaft beitrug. Nicht der eigene Vorteil, sondern die Erfüllung der Pflichten muß Motivation sein. Konfuzius maß der Musik große Bedeutung für die Erhaltung von Ordnung und Harmonie in der Gesellschaft bei. Er sah in ihr ein Mittel zur sittlichen Vervollkommnung und Kultivierung des Menschen.
Die Idee des Konfuzius, wonach der Rang des einzelnen sich an der Qualität seiner Lebensweise zu orientieren hat, enthält zunächst ein beachtliches Moment der Gleichheit. Formal kann sich jeder durch Aneignung von "Wissen" moralisch perfektionieren. Dieses ist aber dem Gedanken der Hierarchie eindeutig untergeordnet.
Für Konfuzius gibt es Unterschiede in der Bildungsfähigkeit zwischen Volk und herrschender Klasse, wobei er auch den niedrigen Bildungsstand des Volks reflektiert. Letzten Endes reduziert sich das Moment der Gleichheit auf die Chancengleichheit innerhalb der herrschenden Klasse; er schafft das Vorrecht der Geburt ab, um es im neuen Gewand wieder einzuführen.
Die Idee vom angeborenen Wissen (von angeborener Moral) ist wie eine Nabelschnur, die Konfuzius mit der vorangehenden Religion verbindet. Fakt ist, daß der "sheng ren" eine überirdische, himmlische Qualität hat. Insofern verdeutlichen sheng ren und angeborenes Wissen die religiöse Komponente in der Lehre des Konfuzius.
Der Vorbildwirkung des Herrschers maß Konfuzius besondere Bedeutung bei. Der Haltung des Herrschers war eine Art Offenbarungswirkung für die Gesellschaft zugeschrieben; in seinem Verhalten hatte sich moralische Exzellenz zu offenbaren - der Herrscher in seiner religiösen Funktion. Später wurde daraus die Glorifizierung bestehender Macht.
"ren" ist eine Art Oberbegriff für eine ganze Palette von moralischen Normen und Verhaltensweisen.
ren-gemässes Verhalt heißt auch, sich li-gemäß zu verhalten; zu ren gehört, li zu praktizieren. li meint das, was die Menschen sozial trennt. Die Grundfunktion von ren besteht darin, Mittel zur Durchsetzung von li zu sein.
"yi" zu praktizieren heißt, sich li-gemäß und auch ren-gemäß zu verhalten, yi ist das Maß, in welchem sich die moralische Qualität des Handelns ausdrückt, die Anwendung von ren und li in einer konkreten Situation. Wenn die Herrschenden yi praktizieren, gewinnen sie die Fügsamkeit des Volkes. Treue ist letztlich Standhaftigkeit für das, was im Konfuzianismus als das Rechte galt. Notfalls muß man das Leben für die Überzeugung opfern. Die Treue zum Herrscher wird durch die Treue zur Sache tendenziell begrenzt. Tut der Herrscher das Unrechte und geht den falschen Weg, so bestehen das Recht und die Pflicht zum Widerstand.
Konfuzius nennt "xiao" als Wurzel von ren, als Quelle aller Sittlichkeit. In einer gewissen Hinsicht ist xiao auch die wichtigste inhaltliche Komponente von ren, denn die Familie ist das Vorbild für die gesamte Gesellschaft. Konfuzius verlangt nun zwar weitestgehend Gehorsam dem Vater gegenüber aber keinen blinden. Vielmehr sollte ein liebender Sohn seinem Vater, wenn dieser Verfehlungen beging, durchaus moralische Vorhaltungen machen und ihn auf den rechten Weg zurückzuführen versuchen - aber in geziemender Form. Im späteren Konfuzianismus diente er der moralischen Rechtfertigung staatlicher Macht; er war eines der konstitutiven Momente der Herrschaftsideologie.
Der konfuzianische ldealmensch
Die Vollkommenheit ist nicht erreichbar, allein das ständige Mühen um Vervollkommnung ist
sittlich.
Im praktischen Lebensprozeß der Gesellschaft soll die soziale Polarität in eine moralische Polarität von "jun-zi" und "xiao ren" aufgelöst werden. Gerade in diesem Zusammenhang boten sich Ideen des Konfuzianismus als geistiges Herrschaftsinstrument der chinesischen Feudalzeit an. Die Anfänge eines sittlichen Denkens, das wohl durch die Krise der Adelsgesellschaft und den Verfall der Riten ausgelöst wurde, gehen sicherlich auf Konfuzius und seine Zeit zurück. Konfuzius stand, wie es die Bedeutung, die er in seiner Lehre den Schriften des Altertums
beimaß, beweist, den traditionalistischen Kreisen der Schreiber und Annalisten nahe. Diese Kreise, die an den immer häufigeren Verletzungen der alten Gebräuche und Vorschriften Anstoß nahmen, mußten empfänglich sein für eine Rückkehr zum richtigen Gebrauch der Riten in Tat und Wort. Es überrascht nicht, daß man sich in diesen Kreisen um die Definition des "Edlen" (junzi) unabhängig von seiner sozialen Stellung bemüht hat. Konfuzius' Ziel , Edle zu formen, mißt rituellen Übungen große Bedeutung bei, die durch Beherrschung der Gesten, Handlungen und Gefühle zu einer Vervollkommnung des Individuums führen. In seiner Morallehre, die die Frucht einer unaufhörlichen Reflexion über die Menschen ist, fehlt jeder abstrakte Imperativ. Sie ist vielmehr praxisbezogen, wobei der Meister sowohl jeden besonderen Umstand als auch den Charakter jedes einzelnen Schülers berücksichtigt. Daher ist es unmöglich, die Eigenschaften des vollkommenen Menschen, und insbesondere das ren, eine Geisteshaltung der Zuneigung und Nachsicht, ein für allemal zu definieren; sie müssen vielmehr je nach Fall und Individuum unterschiedlich umschrieben werden. Weisheit kann nur durch
ständige Bemühung, jeden Augenblick und ein ganzes Leben lang, erreicht werden, durch die Kontrolle kleinster Details im Verhalten, durch die Einhaltung der Regeln des geschäftlichen Lebens (yi), den Respekt vor dem anderen und vor sich selbst und den Sinn für Gegenseitigkeit (shu). Konfuzius sucht nicht nach einer abstrakten Wissenschaft des Menschen, sondern nach einer Lebenskunst, die Psychologie, Moral und Politik umfaßt. Die Tugend ist die Frucht persönlichen Bemühens (und nicht mehr eine angeborene Eigenschaft Adliger). Dem
Wettkampfgeist, von dem der damalige Hochadel beherrscht ist, stellt Konfuzius die Redlichkeit, das Vertrauen und gute Einverständnis gegenüber, durch die seiner Meinung nach früher die menschlichen Beziehungen geregelt waren. Er setzt Bildung der Persönlichkeit und öffentliches Wohl gleich.
Damit zeichnen sich die neuen Gedanken einer Lehre ab, deren Bestreben es vor allem war, der Tradition treu zu bleiben. Durch Menzi (2. Hälfte des 4. Jahrhunderts) und Xunzi (um 298-235) erfahren sie in einem anderen historischen Kontext Weiterentwicklungen und nehmen neue Bedeutung an. Daß Konfuzius unter der Han-Dynastie und noch mehr seit der Song-Dynastie (10. bis 13. Jh.) so großen Ruhm erntete, erklärt sich aus den theoretischen und doktrinären Beiträgen, die nach seiner Epoche hinzugefügt wurden.
Treue gegenüber den rechtmäßigen Fürsten
Es ist über zweitausend Jahre lang ein Grundzug der chinesischen Politik und Ethik. Es ist leicht zu erklären. Konfuzius gehörte zur Welt des kleinen Adels, dessen Lage am Ende der Zeit von Frühling und Herbst sehr fragwürdig und unsicher war. Es war natürlich, daß er gegenüber der Willkürherrschaft der hochadligen,
mächtigen und thronräuberischen Geschlechter zum rechtmäßigen, doch schwachen Fürsten hielt. Der Junzi denkt im Frieden an die Stunde der Gefahr. Drei Dinge geben dem Staat seine Stärke: Nahrungsbeschaffung, Wehrhaftigkeit und das Vertrauen des Volkes. Wenn man von diesen dreien etwas opfern muß, dann noch am ehesten die beiden ersten. Aber der Verlust des dritten, des Vertrauens, ist tödlich. Gerechtigkeit, und zwar gleiches Recht, muß gesichert sein. Es handelt sich wohl darum, daß man die hauptsächlichen und wesensbestimmenden Regeln der Gesellschaft ehrt (natürlich konnte sich Konfuzius keine andere Gesellschaftsform vorstellen als die ihm bekannte, und nur aus ihr heraus konnte er seine Ideale entwickeln); ferner, daß man die Götter des Gemeinwesens verehrt (die Götter des Bodens und der Ernte), daß man sie verehrt, aber Abstand von ihnen wahrt. Schließlich, daß Ordnung und Frieden gesichert wird und das Leben
der Menschen, der Tiere und der Dinge, ihre Erzeugung und Neuerzeugung erhalten wird.
Dauer ist das Leben selbst. Der Sinn des Weltwerdens ist Erzeugung des Lebens. Die Welt ist Werden und Veränderung, Verwandlung, Wechsel. Es fehlt dem Konfuzianismus eine einigende Kraft in der Art, wie die Offenbarungsreligion sie geben. Wenn also ein Konfuzianer sein Begehren zügelt, dann in dem richtigen, der Erfahrung abgewonnenen Maß, daß ihn nicht hindern darf, sich der Welt einzufügen. Er ist nicht wie der
Buddhist, der sein Begehren abtötet, um der Welt ledig zu werden, oder wie der Puritaner, der es meistert, um die Welt Gott zu unterwerfen. Indem der Konfuzianer sich nicht dem zuwendet, was jenseits des Erfahrbaren liegt, schließt er sich in die Welt ein.
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